Linde

Linde
Lindenbaum

* * *

Lin|de ['lɪndə], die; -, -n:
Laubbaum mit ausladender Krone und gelblichen, süß duftenden Blüten:
der Duft der Linden.
Zus.: Dorflinde.

* * *

Lịn|de 〈f. 19; Bot.〉 Angehörige einer Gattung der Lindengewächse (Tiliaceae), großer Baum mit meist schief herzförmigen, gesägten Blättern: Tilia [<ahd. linta; vielleicht zu lind]

* * *

Lịn|de , die; -, -n [mhd. linde, ahd. linta, wahrsch. eigtl. = die Biegsame, nach dem weichen, biegsamen Bast (1)]:
1. Laubbaum mit ausladender Krone, herzförmigen, gesägten Blättern u. gelblichen, duftenden Blüten.
2. <o. Pl.> Holz der Linde (1).

* * *

I
Linde,
 
Tilia, in der nördlichen gemäßigten Zone verbreitete Gattung der Lindengewächse mit etwa 45 meist formenreichen und daher schwer gegeneinander abzugrenzenden Arten. Die bis 40 m hohen, zum Teil bis 1 000 Jahre alt werdenden sommergrünen Bäume besitzen gelbliche bis weißliche Blüten, meist in hängenden, kleinen Trugdolden mit flügelartig vergrößertem unterem Vorblatt, mit der Blütenstandsachse bis etwa zur Hälfte verwachsen. In Mitteleuropa beheimatet sind die Sommer- und die Winterlinde. Die Sommerlinde (Großblättrige Linde, Tilia platyphyllos) wird über 30 m hoch. Sie hat bis 12 cm lange, unterseits weiß behaarte Blätter, hängende, zu 2-5 zusammenstehende Blüten und dickwandige Früchte. Die Winterlinde (Tilia cordata) ist bis 25 m hoch, mit breit herzförmigen, unterseits rotbraun behaarten Blättern. Die Blütenstände sind 5- bis 11-blütig, die Früchte dünnschalig und leicht zerdrückbar. Beide Arten sind beliebte Park- und Alleebäume. - Die Blüten beider Arten enthalten u. a. ätherisches Öl, Schleimstoffe und Gerbstoffe und werden in Form von Lindenblütentee v. a. als schweißtreibendes und fiebersenkendes Mittel bei Erkältung verwendet. - Das mittelschwere, weiche Holz ist gelblich weiß bis rötlich weiß, wenig dauerhaft und wenig korrosionsfest. Es wird verwendet u. a. in der Bildschnitzerei, für Hut- und Gussmodelle, Reißbretter, Furniere, im Orgelbau, zu Drechslerwaren. Lindenholzkohle dient als Zeichenkohle, Lindenbast wird in der Gärtnerei und Landwirtschaft verwendet.
 
Krankheiten
 
und Schädlinge: Befall mit bestimmten Pilzen führt zur Blattfleckenkrankheit mit vorzeitigem Blattfall. Die Larven der Lindenblattwespe, die periodisch in Massen auftreten können, befressen die Blätter unterseits (Schabefraß). Besonders Straßen- und Parklinden werden von der Lindenspinnmilbe befallen, deren feine Gespinste im Spätsommer auffallen; infolge ihrer Saugtätigkeit vergilben die Blätter.
 
 
Von der morgenländischen Silberlinde (Tilia argentea), der Philyra der Griechen (Theophrast), der Tilia der Römer (Vergil, Columella), sagt Plinius der Ältere, dass man ihren Bast zum Kranzbinden und ihre Blätter als Arzneimittel gebrauche und sie seit alters in Ehren halte. Die Linde galt den alten Germanen und Slawen als heiligen Baum. Kohlenreste alter Grabhügel zeigen, dass zum Verbrennen der Toten mit Vorliebe Lindenholz verwendet wurde. Flur-, Orts- und Personennamen weisen darauf hin, dass die Linde schon im frühen Mittelalter sehr verbreitet war. In der Kunst zeigt z. B. der Baldachin über dem Grab der heiligen Elisabeth in der Marburger Elisabethkirche lindenblattförmigen Schmuck.
 
Die Linde gilt als Lieblingsbaum der Liebenden. Sie spielt im Volksbrauch in Mitteleuropa (Gerichts-, Burg-, Dorf-, Brunnen-, Friedhofslinde) eine große Rolle; sie war Ort für Feste, Trauungen und Kontrakte. Zahlreiche Ortsnamen, Volkslieder und Sagen zeugen von der Beliebtheit der Linde.
 
II
Lịnde,
 
1) Carl Paul Gottfried von (seit 1897), Ingenieur und Unternehmer, * Berndorf (heute zu Thurnau, Kreis Kulmbach) 11. 6. 1842, ✝ München 16. 11. 1934; war 1868-78 und 1892-1910 Professor der Maschinenlehre an der TH München. Seine bahnbrechenden wärmetheoretischen Arbeiten führten 1873-76 zur Verwirklichung der ersten erfolgreichen Kompressionskältemaschine mit Ammoniak. 1879 gründete er die »Gesellschaft für Linde's Eismaschinen AG« (heute Linde AG). 1895 erfand Linde ein Verfahren zur Luftverflüssigung mithilfe des Joule-Thomson-Effekts, 1902 eine Methode zur Herstellung reinen Sauerstoffs und 1903 einen Apparat zur Erzeugung reinen Stickstoffes.
 
 
 2) Hans-Martin, schweizerischer Flötist und Komponist deutscher Herkunft, * Werne 24. 5. 1930; war Schüler u. a. von G. Scheck in Freiburg im Breisgau. Linde, dessen Repertoire gleichermaßen die Musik des Barock wie die des 20. Jahrhunderts umfasst, wurde als Solist der Quer- und v. a. der Blockflöte international bekannt. Seit den 80er-Jahren ist er auch als Dirigent tätig. Er komponierte Werke in kammermusikalischer Besetzung v. a. für sein Instrument und schrieb eine Reihe von Lehrwerken, u. a. »Handbuch des Blockflötenspiels« (1962).
 
 3) Otto zur, Schriftsteller, * Essen 26. 4. 1873, ✝ Berlin 16. 2. 1938; lebte nach dem Studium der Philosophie und Germanistik einige Jahre als Journalist in Großbritannien; zusammen mit R. Pannwitz gründete er die Literaturzeitschrift »Charon«. Lindes Lyrik, die den phonetischen Rhythmus zur Grundlage hat, weist expressionistische Züge auf.
 
Werke: Gedichte. Märchen und Skizzen (1901); Fantoccini (1902); Die Kugel. Eine Philosophie in Versen (1909); Arno Holz und der Charon (1910).
 
Ausgabe: Gesammelte Werke, 8 Bände (1910-25).
 
 4) Samuel Bogumil, polnischer Sprachforscher, * Thorn 24. 4. 1771, ✝ Warschau 18. 8. 1847; verfasste das Wörterbuch »Słownik języka polskiego«, 4 Bände in 6 Teilen (1807-14).

* * *

Lịn|de, die; -, -n [mhd. linde, ahd. linta, wahrsch. eigtl. = die Biegsame, nach dem weichen, biegsamen ↑Bast (1)]: 1. Laubbaum mit ausladender Krone, herzförmigen, gesägten Blättern u. gelblichen, duftenden Blüten: -en ... beschatten eine Chaussee (Fallada, Trinker 165); Ich ... klopfte den Takt zu der Musik, die von den Ohio-Boys unter der westfälischen L. gemacht wurde (Bieler, Bonifaz 126). 2. <o. Pl.> Holz der Linde.

Universal-Lexikon. 2012.

Игры ⚽ Поможем решить контрольную работу
Synonyme:

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Linde — Linde …   Deutsch Wörterbuch

  • Linde AG — Rechtsform Aktiengesellschaft ISIN DE0006483001 Gründung …   Deutsch Wikipedia

  • Linde — steht für: Linde (Familienname), der Familienname Linde Linden (Botanik), einen Baum der Gattung der Linden Linde (Heraldik), eine Wappenfigur in der Heraldik Linde (Tollense), Nebenfluss der Tollense in Mecklenburg Vorpommern Linde (Lena),… …   Deutsch Wikipedia

  • Linde — may refer to:Places: *Lindes and Ramsberg Mountain District, a district in Sweden *Lipka, a village in Poland, called Linde before World War II *Linde (Drenthe), a location in the Netherlands *Linde (Gelderland), a location in the Netherlands… …   Wikipedia

  • Linde — I. Linde II …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Linde — Sf std. (9. Jh.), mhd. linde, ahd. linta, as. lind(i)a Stammwort. Aus g. * lenþjō(n) f. Linde , auch in anord. lind, ae. lind. Das Wort bedeutet öfters auch Schild , da Schilde häufig aus dem leichten Lindenholz gefertigt wurden; im Deutschen… …   Etymologisches Wörterbuch der deutschen sprache

  • Linde — Linde: Der altgerm. Baumname mhd. linde, ahd. linta, niederl. linde, engl. linden, schwed. lind gehört mit verwandten Wörtern in anderen idg. Sprachen wahrscheinlich zu dem unter ↑ lind behandelten idg. Adjektiv *lento s »biegsam«, vgl. z. B.… …   Das Herkunftswörterbuch

  • Linde — o lindero puede referirse a: El límite de una parcela o la frontera de cualquier división: territorial, como el limes romano (del que deriva etimológicamente la palabra castellana linde), o teórica, como los límites de un campo de estudio (véase… …   Wikipedia Español

  • linde — sustantivo masculino,f. 1. (preferentemente en femenino) Límite que separa campos, terrenos, casas, o cualquier otra propiedad administrativa: Ya se ha marcado la linde oficial entre los dos pueblos. La vaca atravesó la linde y pasó al campo del… …   Diccionario Salamanca de la Lengua Española

  • Linde [1] — Linde (Tilia L., hierzu Tafel »Linde I und II«), Gattung der Tiliazeen, große Bäume mit meist schief herzförmigen, gesägten Blättern, gelblichweißen, duftenden Blüten in cymenähnlichen Trauben, anderen Stiel das häutige, zungenförmige Tragblatt… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Linde — Linde, eine Pflanzengattung, von welcher wir nur die zwei inländischen Arten, die Sommerlinde und die Winterlinde, anführen. Erstere wird selten in Wäldern angetroffen, mehr auf Wiesen wild wachsend und zu Alleen benutzt. Ihre Wurzel breitet sich …   Damen Conversations Lexikon

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”